Bei der chronischen Nierenerkrankung oder chronischen Niereninsuffizienz besteht eine langanhaltende (und mindestens schon seit 3 Monaten bestehende) Verminderung der Nierenfunktion. Diese kann sich in Folge aller hier beschriebenen Krankheiten entwickeln, häufig aufgrund einer chronischen Störung des Blutzuckerstoffwechsels (Diabetes mellitus). In vielen Fällen kann die ursprüngliche Nierenerkrankung nicht mehr festgestellt werden, vor allem wenn die chronische Niereninsuffizienz bereits weit fortgeschritten ist.
Das Ausmaß der chronischen Niereninsuffizienz wird bemessen an der sogenannten glomerulären Filtrationsrate (GFR), errechnet aus der Messung des Kreatinins im Blutserum sowie Alter und Geschlecht der Patienten. Eine normale GFR liegt bei 90 ml/min oder darüber; ein weitgehendes Nierenversagen, welches eine Nierenersatzbehandlung (Hämodialyse oder Peritonealdialyse oder Nierentransplantation) erforderlich macht, ist ab einer GFR von unter 15 ml/min zu erwarten. Folgeerkrankungen an anderen Organen (Herz, Gefäße, Blutbildung, Knochen) können bereits ab einer GFR von unter 60 ml/min auftreten.
Leider neigt die chronische Niereninsuffizienz, wenn sie einmal aufgetreten ist, zu einer langsam fortschreitenden Verschlechterung bis hin zum vollständigen Verlust der Nierenfunktion. Dieses Fortschreiten zumindest zu verlangsamen, ist das Ziel der Therapie.
Symptome
Die chronische Niereninsuffizienz verläuft sehr lange ohne spezifische Symptome; diese treten oft erst bei ausgeprägtem Funktionsverlust auf. Dazu gehören:
- Wasseransammlungen in Unter- und Oberschenkel („Ödeme“)
- Übelkeit, Erbrechen, Appetitverlust
- Leistungsschwäche, Blutarmut, Kurzatmigkeit
- Herzrhythmusstörungen, Wasseransammlung im Herzbeutel
Aufgrund der oft fehlenden Symptome ist es wichtig, Untersuchungen zur Früherkennung der Erkrankung bei Patienten mit hohem Risiko durchzuführen. Die wichtigsten Untersuchungen dafür sind die Bestimmung von Eiweiß im Urin (Urinstix) und die Messung von Kreatinin im Blutserum. Dies sollte z.B. bei allen Patientinnen und Patienten bei Neudiagnose von Bluthochdruck erfolgen und bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus sogar regelmäßig wiederholt werden.
Therapie
Die Heilung einer chronischen Nierenerkrankung ist in aller Regel nicht möglich. Daher steht im Vordergrund das Ziel, eine weitere Verschlechterung der Nierenfunktion zu vermeiden. Hierzu beitragen können u.a. folgende Maßnahmen:
- optimale Behandlung der Grunderkrankung, sofern diese bekannt ist
- strenge Blutdruckeinstellung mit geeigneten Medikamenten
- Blutzuckereinstellung (sofern ein Diabetes mellitus vorliegt)
- eine Gruppe neuer blutzuckersenkender Medikamente (sog. SGLT2-Hemmer) kann auch bei Patienten ohne Diabetes eingesetzt werden
- Vermeiden nierentoxischer Medikamente (z.B. bestimmte Schmerzmittel)
Bei einer weiteren Verschlechterung der Nierenfunktion muss frühzeitig eine Beratung bzgl. möglicher Nierenersatzverfahren erfolgen. Z.B. sollte bei Entscheidung zur Hämodialyse („Blutwäsche“) ein sogenannter „Dialyseshunt“, eine Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene des Armes, rechtzeitig angelegt werden, damit darüber eine Hämodialyse durchgeführt werden kann, wenn dies nötig wird.